Dienstag, 9. September 2008

Abschied

Das Schreiben macht Spaß, daher habe lange mir mir gerungen. Aber ein Blog braucht ein Thema. Mehr als O in D. Daher ist der Blog hier beendet. Kurz und schmerzlos. Danke für über 1700 Besuche und das positive feed-back.
Oliver

Freitag, 5. September 2008

Hongkongolesischer Zwischenbericht

Zwischenbericht vom Flughafen in Hongkong. Die ersten 9 h Flug sind rum und 2 h Zeitunterschied bewältigt.
Früher gab's in einem münsterschen Kino die Lange Nacht - 2 Filme hintereinander und in der Pause Schmalzbrote. Da war ich aber nur einmal. Erstens wusste ich damals noch nicht, dass Schmalz gekochtes Schweinefett ist. Zweitens fehlt mir das Sitzfleisch für 2 Filme. Das hat sich geändert. Stolz darf ich berichten, soeben mit 2 Spielfilmen (eine Schnulze die ich aus Imagegründen nicht nennen kann und ein Action-Film), 1 Folge The Office und 1 Folge Dr. House, alles an einem Stück, einen persönlichen Fernsehrekord aufgestellt zu haben. Wäre die Serie 24 im Angebot gewesen, hätte ich mich wahrscheinlich sogar über die Landung geärgert.

Wie im Hintergrund zu sehen ist, läuft Dr. House mit chinesischen Untertitel. Das ist ja mehr als OK bei einer chinesischen Fluglinie. Da sollte sich Lufthansa mal ein Beispiel nehmen. Auf einem Flug vom indischen Mumbai nach Frankfurt saß ich mal übelgelaunt mit Magenproblemen in der Schweineklasse und was zeigt die deutsche Vorzeige Luftlinie aus Pseudotoleranz: einen Bollywoodfilm in Überlange. Indische Männer, in bunte Batik-Röcke gewickelt, tanzen im Reisfeld. Das brauch man nicht. Mit Magenproblemen schon mal gar nicht.
Was Cathay Pacific außerdem gut gemacht hat: Eine Sitzanordnung, die ich als diagonale Käfighaltung beschreiben würde. Kommt das auf dem Foto rüber? Alle Sitze sind in einer Nische mit Ausgang schräg zum Gang angeordnet. Das lästige klettern über schlafende Sitznachbarn entfällt. Außerdem vermeidet man somit, nach ein paar Stunden Schlaf die Augenbinde hochzuschieben und in ein fremdes, genauso übermüdet aussehendes Gesicht zu gucken. Wie mein Bruder mal angemerkt hat: Zusammen einschlafen ist einfacher als zusammen aufwachen. Aber ich glaube das hat der in einem anderen Zusammenhang gemeint.
Mit seinem Sitznachbarn unterhalten kann man sich bei dieser Sitzanordnung hingegen nicht. So schlimm ist das aber auch nicht. Regel Nr. 1 besagt, die meisten haben dazu eh keine Lust. Noch höhere Signifikanz hat Regel Nr. 2: Hübsche Sitznachbarinnen gibt es in der Business Class eh nicht. Muss ein physikalisches Gesetz sein. Also ist die Käfighaltung angenehm.

Nur noch 12 weitere Stunden Flug. Theoretisch könnte ich also noch 8 weitere Filme gucken, aber das schaff ich nicht. Bis bald.

Donnerstag, 4. September 2008

Ich bin dann mal weg

Mal wieder ein schneller Abschiedsgruss vom Flughafen in Sydney mit dem herrlichen Ausblick auf die Skyline Sydneys. Der Reiz des Lebens besteht manchmal daraus, unwichtige Dinge in den Vordergrund zu stellen. So ueberlege ich seit 15 Minuten, ob ich noch einen dieser leckeren Pfannkuchen mit Sirup verdruecke oder lieber Platz fuer das 3 Gaenge Menue im Flieger lasse.


Ein guter Tag zum Fliegen, leichter Kater von der Vorabendabschiedsfeier gepaart mit leichter Bewoelkung. Der Flug ist gut getimed: 8 h nach Hongkong mit Essen, Filmen und lesen totschlagen, dann 14 h von HK nach Frankfurt mit Essen, Filmen und Schlafen totschlagen. Lesen geht nicht mehr, das Buch werde ich auf der ersten Strecke zur Strecke bringen.
Noch eine Fragestellung was menschliches Verhalten angeht. Warum bestehen Abschiedsszenen eigentlich immer daraus, zu besprechen, wann man sich wiedersieht? Eine Leserin weiss, dass ich mir die Frage schon vor 20 Jahren gestellt habe. Wenn man Australien verlaesst dann ist in den meisten Faellen die Wahrscheinlichkeit eines Wiedersehens doch eher sehr gering. Warum geht dann ein "Lebewohl, wir werden uns wohl nie wiedersehen. Niemals. Nicht in 20 Jahren. Und danach wuerde ich Dich eh nicht mehr erkennen." nicht ueber die Lippen. Ein Kollege hat sogar, um diesem Abschiedsblabla zu entgehen, einfach behauptet er kaeme bald wieder. Find ich OK. Aber wer wissen will, wie zuviel Ehrlichkeit in einer Unterhaltung aussehen kann, dem sei dieses lustige Video empfohlen. Leider nur auf Englisch:
http://www.ehrensenf.de/linktipps/zuviel-der-ehrlichkeit

Mittwoch, 3. September 2008

Der letzte (Arbeits) Tag

Der letzte Tag auf einem Projekt ist ja sooo gut. Man kommt morgens ins Büro und was findet man auf seinem Schreibtisch: eine aus einer Kellogs-Corn-Flakes Packung selbst gebastelte Kiste mit 14 unschuldig aussehenden, selbst gebackenen Carrot Cake Muffins. Ganz zufällig mein Favorit hier unten.


Dann erzählt man aus Scherz einer anderen Kollegin, dass man von nun an öfter einen Abschied vortäuscht, um Kuchen zu bekommen. Diese antwortet dann, oh nein, dabei hab ich doch auch extra gestern Schokoladenkuchen gebacken. Ich bin gerührt und werde nach Hause rollen. Der Projektleiter kommt vorbei und, nein, einen Kuchen hat er nicht gebacken, wünscht aber einen Guten Morgen. Sonst hat man ihn teilweise tagelang nicht zu Gesicht bekommen. Selbst eine Einladung zum Abschiedsmittagessen kam gestern hereingeflattert. Die Leute hier unten wissen, was sich gehört. Aber damit fangen die Probleme auch schon an. Mit der Einladung kam nämlich die Bitte, doch eine Liste zusammen zu stellen, wer noch mitkommen soll. Schwierig. Nicht zu viele - soll ja nicht unpersönlich werden. Aber auch nicht zu wenige, sonst fällt ja auf, dass man sozial gescheitert ist. Dann noch einen guten Nationalitäten Mix finden, denn auch der Australier will vom Ausländer integriert sein. Es kamen nämlich Beschwerden, wir Ausländer seien auf dem Projekt zu "cliquey", hängen also immer unter uns zusammen. Dann darf man niemanden Wichtigen vergessen. Man trifft sich schließlich immer zweimal im Leben. Also alle die wieder ausladen, die man schon zweimal getroffen hat?
Das erinnert mich an eine Aktion von vor ein paar Jahren, als ich als Projektleiter in einem Projekt die jährlichen Werbegeschenke in der Vorweihnachtszeit verteilen durfte. 30 hübsch bedruckte Kaffeetassen mit Firmenlogo. Wert ca. 2,50 Euro. Ich hatte mir größte Mühe gegeben, eine ausgewogenen Liste zusammen zu stellen. Der kundenseitige Projektleiter war ebenso vertreten wir der höfliche Pförtner. Ergebnis: 50-jährige Männer standen jammernd an meinem Schreibtisch und fragten enttäuscht "Herr W., aber warum habe ICH denn dieses Jahr keine Tasse bekommen?" Nur gedachte Antwort: Weil Du kein Gedicht aufsagen kannst, Du Flachzange?

Samstag, 30. August 2008

Die allgegenwärtige Muschel

Donnerstag Abend waren wir im Bavarian Beer Cafe, das hat es mir ermöglicht, endlich Fotos von der Oper zu schießen. Ein Biercafe an der Oper? Nicht doch, die Kausalkette ist eine andere: Donnerstag feiern = wenig Schlaf = Freitag müde = Freitag Abend früh ins Bett stolpern = Samstag Morgen früh aufwachen = den Sonnenaufgang nutzen. Durch diese Kette habe ich es also geschafft, um 5:45 morgens an der Oper zu sein. Das Erste was mich dort gewundert hat: ich war nicht alleine. Mindestens 5 andere haben die frühe Morgenstunde zum Fotografieren genutzt. Als ich dann einen "Kollegen" angesprochen habe, ob der denn die Backofen-roten Wolken irgendwie farblich hinbekommen hat wurde ich erst kritisch beäugt und gefragt "Profi oder Hobby Fotograf?". Ich hab das natürlich als Kompliment für meine spärliche Ausrüstung genommen und Hobby geantwortet. Das schien ihn beruhigt zu haben und dann wurde ich zugetextet, bis ich ungelogen auswendig seinen Flickr-Usernamen buchstabieren konnte (Flickr.com ist ne Fotoveröffentlichungsseite). Heute sei der Sonnenaufgang ja mau und ich müsse mir unbedingt seine Fotos dort angucken. Aber ich muss dem koreanischen Onkel lassen, da sind nen paar gute Schüsse dabei. Hier nun aber der maue Sonnenaufgang:

Dann hab ich noch die Morgensonne genutzt, um im Botanischen Garten direkt nebenan ein paar Farbkleckser aufs Papier zu bringen.














Und was gab's danach zur Belohnung fürs frühe Aufstehen? 2 fette Rosinen Scones mit Butter und nen Cappuccino im Stamm Cafe Gloria Jeans.

Mittwoch, 27. August 2008

Back for good

Ich bin ja ein Anhänger der deutschen Sprache, aber auch das Englische hat so seine Reize. Da ich ja Australien zumindest beruflich voraussichtlich für immer verlasse, heißt das im Englischen "Back for good". Das "gut" und "für immer" sich des gleichen Wortes bedienen, da steckt doch Musik drin (und nicht nur, weil das gleichzeitig der Titel eines Take That Songs ist). Im Moment des Aufbruchs bietet sich ein Resümee an. Anlog den Jahresrückblickssendungen, die aus Panik davor, nicht der Erste zu sein, immer schon Anfang Dezember im Fernsehen laufen, darf ich ein paar Tage vor meinem Abflug auch schon ein paar zusammenfassende Worte loswerden.


So eine Meinungsbildung ist allerdings eine komplexer Prozess. Es gibt Leute, die befassen sich hauptberuflich damit, nämlich die, die sich perfide Strategien ausdenken um dem Konsumenten Produkte anzudrehen. Wo sich alle einig sind ist, dass sich die Meinung über Emotionen bildet. Freude am Fahren. Das macht die Beschreibung einer Meinung für einen Mann natürlich noch schwieriger, da muss man sich mit Gleichnissen behelfen.

Einleitend sei also gesagt, dass ich eine schöne und interessante Zeit in Australien hatte. Das ist genauso gemeint, wie es dort beschrieben ist. Allerdings muss ich gerade an ein Buch denken, welches ich vor Jahren mal gelesen habe und dessen Titel mir bestimmt nicht mehr einfällt. In dem Buch fährt ein Pärchen zur Rucksackreise nach Indien. Der Typ leidet, aber nicht, weil er Indien schrecklich findet. Er leidet, weil er es OK, aber nicht super findet und das nicht sagen kann weil ein Backpacker Trip in Indien *muss* einfach cool sein. Wer es nicht cool findet, mit dem stimmt was nicht.
Da ich ja versuche mich nicht dem Zwang zu unterwerfen, alles so super zu finden kann ich also mein Australien-Bild verfeinert darstellen. Australien ist ein super Reiseland, ich war aber zum Arbeiten in einer Großstadt. Und das Land ist wie in einem früheren Artikel beschrieben sehr groß. Die Übertragung der Entfernungen auf Europa würde dann z.B. zu einer Fragestellung führen die lautet, möchte man in Berlin wohnen wollen weil man Südfrankreich toll findet?
Die größte Brechung erfährt die Meinungsbildung jedoch dadurch, dass ich vorher 2 Jahre in Südafrika war. Von Südafrika nach Australien zu gehen ist vergleichbar mit, wie gesagt ein emotionales Thema, Beziehungen. Man hat eine attraktive Frau mit vielen kleinen Fehlern, die sie aber durch ihre charmanten Seiten mehr als ausgleicht. Dann verlässt man sie für eine hübsche Bausparerin vom Typ "Lebensoptimierer". Die würde die wirklich bestehende Fahrradhelmpflicht für Erwachsene in Sydney auch mit einem "Ist doch sicherer, wenn man mal hinfällt" kommentieren. Ja, und was wenn ich hinfalle und dann noch 3 Busse rüberfahren??? Was nach dem Erreichen des Lebensoptimums kommen kann hat Kathleen Turner wunderbar im Film Der Rosenkrieg dargestellt, als sie in ihrem perfekten Haus den allerletzen Bilderrahmen auf einer Anrichte in die richtige Position rückt: Leere. Oder es droht eines Morgens aufzuwachen wie Kevin Spacey in American Beauty.
Ist aber alles meine ganz persönliche Meinung. Gerne streite ich immer wieder mit einer Kollegin, welches von den beiden Ländern besser abschneidet, wobei sie Australien favorisiert. Sie ist übrigens Südafrikanerin.
Der Artikel klingt jetzt aber ein wenig zu negativ, aber manchmal fängt man an zu schreiben und weiß gar nicht, was am Ende dabei rauskommt und dann triffts nicht mehr genau die eigentliche Intention. Deshalb schließe ich mit einer einfachen Formel ab. Australien ist ein schönes, durchorganisiertes (Reise-)Land, Sydney eine Großstadt mit super Stränden und vielen gemütlichen Cafes zum Frühstücken. Vorausgesetzt man mag es Englisch mit Eiern und Speck. Und die Australier sind wirklich nette Menschen. Sehr nette sogar.

Freitag, 22. August 2008

Laid back

Heute kam sie wieder vorbei. Weder den Kopf einziehen noch ein intensives Gespräch mit Kollegen schützt vor ihr. Immer spricht sie mich an. Dabei kenne ich nicht einmal ihren Namen.
Die Rede ist von der Spendensammlerin auf meiner Büro-Etage. Die Australier sind ja sonst als "Laid back" bekannt, lassen also alles fast schon nervtötend langsam angehen. Roger hat z.B. versucht, den Managers des Hotels in dem viele von uns wohnen zu überreden, eine Cross-Trainer für den Fitnessraum anzuschaffen. Der Vorschlag wurde begeistert aufgenommen und dann per übelster Hinhaltetaktik über Wochen hinausgezögert ("Ist bestellt", "Kommt bald", "Ist in Singapur beim Zoll"…). Inzwischen ist Roger ausgezogen und das Ding immer noch nicht da.
Wenn es ums Spendensammeln geht, sind die Australier alles andere als Laid back. Mit unterschiedlichsten Methoden, und da sind sie wirklich sehr kreativ, wird man zum Öffnen des Portemonnaies genötigt. Dazu gehören z.B.
  • "Blauer Freitag" - man darf im Büro Jeans tragen und soll dafür spenden, dass Clowns Kinder im Krankenhaus belustigen.
  • Work&Travel Studenten werden angeheuert und an Straßenkreuzungen aufgestellt, um dort Sonnenschutzcreme zu verkaufen und gleichzeitig für die Hautkrebsvorsorge zu sammeln.
  • Unnütze Dinge werden völlig überteuert verkauft, um auch die Demenzkranken nicht zu vergessen
Und mit unnütz meine ich unnütz. Heute beispielsweise hat SIE versucht mir folgende völlig überteuerte Dinge aus ihrem Bauchladen schmackhaft zu machen
  • Einen Rugby Miniaturball. Da hat sie bei nem Deutschen aber ganz stark daneben gegriffen.
  • Eine geblümte Anstecknadel. Mit "how nice, for your wife" wollte sie das kitschige Ding auch gleich noch durch einen möglichen Verwendungszweck aufwerten. Da hab ich mich aber ausgeschwiegen, weil meine familiäre Situation wollte ich nicht mit ihr diskutieren. Hätte ich ne Frau wäre die bestimmt von dem Typ, dass sie sich riesig über ne 50 Cent Anstecknadel freut. Oder wie ein Kollege mit einem Blick auf einen Tschibo-Prospekt, auf dem Schmuck abgebildet war mal sagte "Oh mein Gott, jetzt müssen die Tussen von all den Deppen am Wochenende wieder Dankbarkeit heucheln".
  • Einen gelben Kugelschreiber
Yieppie, was für eine Abwechslung im Büroalltag. Ich habe dann ganze 3 Dollar ohne einen Gegenstand zu kaufen gespendet, damit sie sich endlich verzieht. Pippi Langstrumpf hat so was anders geregelt. Ich hab die Filme ja seit ungefähr 25 Jahren nicht mehr gesehen, kann mich aber noch genau daran erinnern, wie sie eine Handvoll Münzen aus dem umherwandernden Klingelbeutel in der Kirche genommen hat. Aber mit geringelten Strümpfen geht so ein Tabubruch auch einfacher durch.