Mittwoch, 27. August 2008

Back for good

Ich bin ja ein Anhänger der deutschen Sprache, aber auch das Englische hat so seine Reize. Da ich ja Australien zumindest beruflich voraussichtlich für immer verlasse, heißt das im Englischen "Back for good". Das "gut" und "für immer" sich des gleichen Wortes bedienen, da steckt doch Musik drin (und nicht nur, weil das gleichzeitig der Titel eines Take That Songs ist). Im Moment des Aufbruchs bietet sich ein Resümee an. Anlog den Jahresrückblickssendungen, die aus Panik davor, nicht der Erste zu sein, immer schon Anfang Dezember im Fernsehen laufen, darf ich ein paar Tage vor meinem Abflug auch schon ein paar zusammenfassende Worte loswerden.


So eine Meinungsbildung ist allerdings eine komplexer Prozess. Es gibt Leute, die befassen sich hauptberuflich damit, nämlich die, die sich perfide Strategien ausdenken um dem Konsumenten Produkte anzudrehen. Wo sich alle einig sind ist, dass sich die Meinung über Emotionen bildet. Freude am Fahren. Das macht die Beschreibung einer Meinung für einen Mann natürlich noch schwieriger, da muss man sich mit Gleichnissen behelfen.

Einleitend sei also gesagt, dass ich eine schöne und interessante Zeit in Australien hatte. Das ist genauso gemeint, wie es dort beschrieben ist. Allerdings muss ich gerade an ein Buch denken, welches ich vor Jahren mal gelesen habe und dessen Titel mir bestimmt nicht mehr einfällt. In dem Buch fährt ein Pärchen zur Rucksackreise nach Indien. Der Typ leidet, aber nicht, weil er Indien schrecklich findet. Er leidet, weil er es OK, aber nicht super findet und das nicht sagen kann weil ein Backpacker Trip in Indien *muss* einfach cool sein. Wer es nicht cool findet, mit dem stimmt was nicht.
Da ich ja versuche mich nicht dem Zwang zu unterwerfen, alles so super zu finden kann ich also mein Australien-Bild verfeinert darstellen. Australien ist ein super Reiseland, ich war aber zum Arbeiten in einer Großstadt. Und das Land ist wie in einem früheren Artikel beschrieben sehr groß. Die Übertragung der Entfernungen auf Europa würde dann z.B. zu einer Fragestellung führen die lautet, möchte man in Berlin wohnen wollen weil man Südfrankreich toll findet?
Die größte Brechung erfährt die Meinungsbildung jedoch dadurch, dass ich vorher 2 Jahre in Südafrika war. Von Südafrika nach Australien zu gehen ist vergleichbar mit, wie gesagt ein emotionales Thema, Beziehungen. Man hat eine attraktive Frau mit vielen kleinen Fehlern, die sie aber durch ihre charmanten Seiten mehr als ausgleicht. Dann verlässt man sie für eine hübsche Bausparerin vom Typ "Lebensoptimierer". Die würde die wirklich bestehende Fahrradhelmpflicht für Erwachsene in Sydney auch mit einem "Ist doch sicherer, wenn man mal hinfällt" kommentieren. Ja, und was wenn ich hinfalle und dann noch 3 Busse rüberfahren??? Was nach dem Erreichen des Lebensoptimums kommen kann hat Kathleen Turner wunderbar im Film Der Rosenkrieg dargestellt, als sie in ihrem perfekten Haus den allerletzen Bilderrahmen auf einer Anrichte in die richtige Position rückt: Leere. Oder es droht eines Morgens aufzuwachen wie Kevin Spacey in American Beauty.
Ist aber alles meine ganz persönliche Meinung. Gerne streite ich immer wieder mit einer Kollegin, welches von den beiden Ländern besser abschneidet, wobei sie Australien favorisiert. Sie ist übrigens Südafrikanerin.
Der Artikel klingt jetzt aber ein wenig zu negativ, aber manchmal fängt man an zu schreiben und weiß gar nicht, was am Ende dabei rauskommt und dann triffts nicht mehr genau die eigentliche Intention. Deshalb schließe ich mit einer einfachen Formel ab. Australien ist ein schönes, durchorganisiertes (Reise-)Land, Sydney eine Großstadt mit super Stränden und vielen gemütlichen Cafes zum Frühstücken. Vorausgesetzt man mag es Englisch mit Eiern und Speck. Und die Australier sind wirklich nette Menschen. Sehr nette sogar.

Keine Kommentare: